Sonntag, 31. Januar 2016

"Als Gott schlief" von Jennifer B. Wind

Zitat Seite 166: "...Ich wusste jetzt, dass Gott böse sein musste, denn sonst hätte er das nicht zugelassen. Hier waren so viele Kinder, so viel Leid. Aber vielleicht schlief er auch nur..."



In Wien wird ein Weihbischof auf grausame Weise gefoltert und ermordet. Es gibt eine Menge Hinweise am Tatort, die aber zunächst nur noch mehr Rätsel aufgeben. Dann wird in München ein Pfarrer auf ähnliche Art getötet und auch in Österreich gibt es weitere Opfer, die im Dienst der Kirche standen. Was hat die Toten verbunden? Waren es Zufallsmorde oder übt da jemand grausame Rache?
Kriminalbeamtin Julia Stern wird auf den Fall angesetzt, ist aber noch schwer angeschlagen, da sie erst vor kurzem ihren Mann verloren hat. Ihr Partner Dr. Thomas Neumann, Psychologe und gerade von einer Hospitation beim FBI zurück, steht ihr zur Seite. Aber trotz seines brillanten Verstandes tappen sie zunächst im Dunkeln, bis eine Spur weit zurück in die Vergangenheit führt. Sie decken ein schreckliches Geheimnis auf, ein grausames Kapitel in der Geschichte, das einige am liebsten für immer und ewig begraben wissen würden.

"Als Gott schlief" ist ein fesselnd geschriebener Thriller, aber er ist auch so viel mehr. Er macht nachdenklich, ist beklemmend und aufrüttelnd, düster und schonungslos.
Ich kann mich an die Geschehnisse in Irland, von denen Jennifer B. Wind in ihrem Nachwort berichtet, vage erinnern. Unvorstellbar, was da über Jahrzehnte passierte. Und nicht nur dort. Um so wichtiger ist es, dass nichts davon in Vergessenheit gerät und den Opfern Mut gemacht wird, an die Öffentlichkeit zu treten.

Zitat Seite 167: "Wenn Schwester Barbara uns nicht bewacht hätte, wäre ich vielleicht imstande gewesen, Mutter zu erzählen, was hier passierte. Was beinahe jeden Tag geschah, seit sie mich hierher gebracht hatte, und immer wieder geschehen würde - solange Gott schlief."

Aber auch wenn man mal außer Acht lässt, dass der ganzen Geschichte wahre Ereignisse zugrunde liegen, ist es ein gelungenes Erstlingswerk im Thrillergenre. Der Schreibstil ist flüssig und lebendig, die Seiten fliegen nur so dahin. Besonders die Kapitel über Rebecca sind sehr emotional, machen wütend und ich hatte manchmal Tränen in den Augen. Ein, zwei Mal musste ich das  Buch kurze Zeit weglegen und später weiterlesen. Lange habe ich kein so aufwühlenden Buch mehr gelesen. 
Die Charaktere haben Ecken und Kanten und bleiben bis in die Nebenfiguren nicht farblos. Jutta tat mir manchmal leid, aber ich habe sie auch dafür bewundert, dass sie sich nicht unterkriegen lässt. Tom mochte ich gleich und er erinnerte mich ein bisschen an einen Profiler aus "Criminal Minds" ;-) 
Das Ende ist gut gelöst und für mich zufriedenstellend.

Das Buch ist nichts für Zartbesaitete, aber wen die schonungslos erzählte Wahrheit nicht abschreckt, dem kann ich "Als Gott schlief" sehr empfehlen. Und als normaler Leser beendet man das Buch einfach irgendwann. Die Kinder, von denen hier erzählt wird, konnten dies nicht, wie die Autorin im Nachwort schreibt.

Bewertung: ☥ ☥ ☥ ☥ ☥ 





1 Kommentar:

  1. Diesen Thriller fand ich auch bemerkenswert gut!!!! Sehr spannend und für ein Debüt absolut klasse! Besser gesagt: überhaupt klasse! =)
    LIebe Grüße
    Martina

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