Donnerstag, 11. Juli 2013

"Die Henkerstochter" von Oliver Pötzsch

Klappentext: Kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg wird in der bayerischen Stadt Schongau ein sterbender Junge aus dem Lech gezogen. Eine Tätowierung deutet auf Hexenwerk hin und sofort beschuldigen die Schongauer die Hebamme des Ortes. Der Henker Jakob Kuisl soll ihr unter Folter ein Geständnis entlocken, doch er ist überzeugt: die alte Frau ist unschuldig. Unterstützt von seiner Tochter Magdalena und dem jungen Stadtmedicus macht er sich auf die Suche nach dem Täter. 

Fangen wir mal mit dem „Negativen“ an. Nachdem ich das Buch gelesen habe, bin ich wie die meisten anderen auch der Meinung, dass der Titel nicht so wirklich passt. Die Henkerstochter Magdalena spielt zwar eine Rolle in der Geschichte, aber in erster Linie sind die Hauptpersonen der Henker Jakob selbst und der Medicus Simon. Daher wäre vielleicht „Der Henker von Schongau“ oder Ähnliches passender gewesen. Ansonsten hat mir das Buch aber gut gefallen. Ich habe zwar schon spannendere historische Romane gelesen, aber dieses war auch nicht langweilig. Die Geschichte ist flüssig erzählt und angesichts der damaligen Zeiten kann man sich sehr gut vorstellen, dass das Ganze durchaus so hätte passiert sein können. Es zeigt, wie schnell man früher wegen einer falschen Beschuldigung im Kerker landen konnte. Frauen, die den Beruf der Hebamme ausübten und sich mit Medizin und Kräutern auskannten, waren noch gefährdeter und wurden schneller als Hexe angeklagt und verurteilt, als man es sich heute vorstellen kann. Zum Glück haben sich in diesem Punkt die Zeiten geändert. Hätte die Hebamme Martha Stechlin im Medicus Simon, dem Henker und seiner Tochter sowie dem Ratsmitglied Jakob Schreevogl nicht Menschen gehabt, die an ihre Unschuld glaubten und sich für sie einsetzten, dann wäre das Ganze sicher anders ausgegangen. Aber so machen sie sich auf die Suche, nach dem wahren Täter und es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn die hohen Herren der Stadt haben in der Hebamme bereits ihre Schuldige gefunden und die soll gefoltert werden, bis sie gesteht und als Hexe hingerichtet werden kann. Und unter Folter hat noch nahezu jeder gestanden, ob er nun schuldig war oder nicht…

Die Charaktere waren gut beschrieben. Trotz seines Jobs mochte ich den Henker Jakob Kuisl, denn wie es auch im Buch heißt: Einer muss die Arbeit ja machen. Und dass eine solche Aufgabe nicht spurlos an einem vorübergeht, zeigen die Phasen des Trinkens, wenn es mal wieder besonders schlimm ist. Und dass der Henker in der Stadt immer gemieden wird und selbst die Familie unter seinem Ruf leidet, ist auch kein einfaches Los. Für eine junge Frau wie Magdalena ist es sicher nicht schön, als „Henkersdirne“ bezeichnet zu werden. Daher finde ich es umso bewundernswerter, dass sie so selbstbewusst damit umgeht. Auch der junge Medicus Simon war mir sehr sympathisch, da er mutig genug ist, sich gegen seinen Vater durchzusetzen. Er und Magdalena passen sehr gut zusammen.

Fazit: Ein gut geschriebener und recherchierter historischer Roman mit teilweise authentischen Personen, denn der Henker Kuisl ist ein Vorfahre des Autors. Dazu gibt es weitere Informationen von Oliver Pötzsch im Nachwort. Man erhält viele Einblicke in das damalige Leben und in den Beruf des Henkers.

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